Dienstag, 29. April 2014

Schrankhüter stricken?

Das Wollschaf, bzw. Nina fragt heute: Mich interessieren die Antworten zu folgender Frage, weil ich selber immer wieder Sachen dazwischen habe, die ich, obwohl sie gut gelungen sind, nicht so gerne oder eigentlich gar nicht tragen mag, und bei anderen sieht immer alles so toll aus. Also bitte, Hand aufs Herz und ganz ehrlich zu euch selber sein.

Wieviel Prozent von euren selbstgestrickten Sachen tragt ihr:
- sehr gern und oft
- nur selten
- leider nie

Und…habt ihr schon sehr viel geribbelt ?

weil es ja so ist wie im "richtigen" Kleiderschrank. Man wollte es haben, es ist auch gut geworden aber man zieht es trotzdem nicht an, oder der 47ste von 112 Schals wurde schon sehr lange nicht mehr getragen….


Gute Frage, die hab ich mir schon oft gestellt habe, wenn ich die vielen Tücher auf Blogs sehe. Werden die wirklich alle getragen oder haben diese Strickerinnen gar mehr als einen Hals? Jup, ich hatte auch mal so eine Phase - mit dem Ergebnis einer vollgestopften Tücher-Schublade. Da hab ich alle verschenkt, bis auf die zwei drei Teile, die ich auch wirklicht gerne trage und widerstehe seither der Versuchung weitere zu stricken.

Ansonsten überleg ich mir sehr genau, was ich stricke. Ich stricke wirklich gerne, aber nicht, um den Kasten sinnlos zu füllen. Das ist mit ein Grund, weshalb ich praktisch nie nach Anleitung stricke. All die Pulloveranleitungen z.B. auf Ravelry, da genügt es meist schon die Projekte dazu anzusehen um zu erkennen, dass sie den meisten Strickerinnen weder stehen noch passen.
Gut überlegt und abgewägt ob einem die Schnittform steht, das Strickgarn sowohl vom Material her als auch farblich wirklich zu einem passt, verhindert das Risiko einen Schrankhüter zu produzieren markant. Da hantiere ich nicht anders als beim nähen oder kaufen von Kleidung.

Modetrends und Hypes interessieren mich nicht wirklich, meine Kleidung muss mir passen und stehen. Deshalb wähle ich meine Strickprojekte ganz gezielt, designe und berechne sie auch lieber selbst, passend zu meiner Garderobe. Das ist für mich ein genau so schöner und wichtiger Teil wie das Stricken an sich. Seh ich, dass es nicht passt, ribble ich auch lieber wieder auf. Die schönen Strickstunden hatte ich ja trotzdem und das neu stricken garantiert viele weitere dazu. Es tut meist auch nicht mal weh, denn was bringt es, wenn ich etwas produziere, was letztendlich nicht zum Einsatz kommen kann?

So geschehen bei einer Jacke, die ich in einem Heft sah und dieses nur deshalb gekauft hatte. Abgesehen davon, dass der Teller im Rücken nach Anleitung gestrickt einen Spitzhut ergab und ich diesen deshalb auftrennte und selber berechnet ein zweites Mal strickte, entwickelte sich das Ganze nach dem zusammennähen zu einer Bomberjacke.



Natürlich war es auch ein Fehler von mir, dafür eine reine Wolle statt eines Viscosegemischs mit Vollsynthetik *schüttel* zu verwenden. Aber ob die Jacke im Originalmaterial wirklich besser geworden wär wag ich zu bezweifeln, denn gezeigt wurde im Heft nur die Rückenansicht. So hab ich alles komplett aufgetrennt und die Wolle wartet fein geknäuelt geduldig auf einen besseren Einsatz. Das ganze hat mich auch nicht gefrustet, den Strickspass hatte ich trotzdem und dazu noch eine ganze Runde köstlichen Amüsierens. Was haben wir gelacht über das Teil.

So kann ich die drei Punkte ganz einfach beantworten: Was ich stricke trage ich gerne und oft. Passiert es mir doch mal, dass ich etwas stricke, was ich nur selten oder gar nie trage, wird es rigoros aufgeribbelt oder zieht aus.

5 Kommentare:

  1. Ja zu diesem Thema habe ich in den letzten Jahren auch viel dazugelernt!
    Leider passt was bei andern so schön aussieht, meist nicht zu mir!
    Aber jetzt klappt es langsam und ich trage viele Strickdinger sehr gerne.
    Liebe Grüsse
    Berni

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  2. Das ist mir aus dem Herzen gesprochen. Und ich habe noch eine Variante dazu, die mir immer passiert. Ich kann zwar behaupten, dass ich vielleicht 80 - 90% meiner fertigen Sachen oft trage, aber etwa 80 % meiner Stricksachen werden gar nicht erst fertig. Ich merke ganz oft schon beim stricken, dass mir die Teile nicht passen oder stehen werden. Dann liegen sie ne Weile und wenn ich in der Zeit nicht zu- oder abnehme, nicht größer oder kleiner werde ;-), ribbel ich sie auf... Aber wie du auch selten mit Bedauern, denn ich hatte ja die schönen Strickstunden...
    LG
    Margit

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  3. Gerade bei dir fällt ja wirklich auf, dass du sehr gut gezielt stricken und anpassen kannst - das bewundere ich sehr.
    Ich empfinde es gerade als Luxus, dass ich viele Jahre nicht gestrickt habe und jetzt noch so viel gebrauchen kann - sogar Schals und Tücher :)

    Liebe Grüße,
    Anne

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    1. Ich seh es halt wie beim nähen, allfällige Änderungen gehören dazu. Deshalb strick ich auch nicht in einem Stück, denn wie soll da einerseits die Form wirklich überprüft werden können und andererseits Änderungen gemacht werden, ohne fast das ganze Stück aufzutrennen? Da wird dann oft etwas zusammen zu geschummelt, was letztendlich nie gut aussieht.

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  4. Oooo ja diese Sache kenne ich auch .! du beschreibst das so treffend und so ausführlich bin ganz deiner Meinung.
    ich überlege es mir immer seeehr lange, so lange bis die Idee im Kopf nicht mehr aktuell ist....
    Somit trage auch ich meine alt..bewährten ! ..Westen und Jacken immer noch.
    Komisch...bin aber doch immer am spinnen und stricken...zum Glück gibt es auch noch Dinge, die den persönlichen Geschmack
    nicht so beanspruchen..sie geben einfach warm, passen und gefallen auch andern....ich sage jetzt einfach mal Socken.
    L.G. Soenae

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