Freitag, 20. Dezember 2013

Dreher

Ein fertiges Teil zu präsentieren, dabei aber meine Erfahrungen zu verschweigen fänd ich unfair. Ich hab mir trotzdem echt lange überlegt, ob ich davon berichten soll oder nicht, denn eigentlich mag ich negative Dinge weder festhalten noch verbreiten. Aber letztendlich tauschen wir uns übers Bloggen ja auch aus und so hab ich mich entschieden, euch von meinem neuesten Strickflop doch zu berichten.

Ziel war eigentlich mir ein Erfolgserlebnis zu verschaffen, um meinen letzten Frust besser wegstecken zu können. Also hab ich mir eine Anleitung zur Hand genommen, die ich schon vor längerer Zeit gekauft habe.



Das Design hat mir auf Anhieb gefallen, auch wenn mich von Anfang an etwas daran gestört hat, was ich aber nicht genau definieren konnte. Also hab ich mir gedacht, ich stricke mal ein Teststück mit Färbewolle, die schon länger Lagerplatz verbraucht und nie gefärbt wurde, weil ich sie nicht wirklich mag.

Das Stricken an sich war einfach und das Stück auch schnell fertig.
Aber sehr schnell wurde mir klar, was mir nicht gefällt.



Der eingestrickte Spickel ist eigentlich eine Falte. Wenn die nun nach dem waschen flach liegt, hat das negativen Einfluss auf die "Seitennaht", die drückt es dadurch seitlich weg, womit der von mir gewählte Namen für dieses Teil, nämlich Dreher, leider perfekt passt (Vorder- und Rückenteil sind identisch). Die "Konstruktion" ist also schon mal in diesem Punkt falsch. Das Ganze ist keine asymmetrische Konstruktion, sondern etwas Verdrehtes mit eingestricktem Spickel.

Aber da ist noch ein weiterer Minuspunkt und der betrifft den obersten Bereich des schmalen Körperteiles:



Wenn man mit der ganzen Ansicht oben vergleichst, wird ersichtlich, dass dieses Teil eigentlich in eine Form gezwungen wird, die es nicht hat. Will heissen, die Kante, die am Spickelteil nach aussen verlaufen soll, soll hier genau anders rum laufen. Das ist Bockmist und hat negativen Einfluss auf den Ärmel.



Könnt ihr erkennen, was ich meine? Da fehlt an dem Stück etwas und deshalb zieht es den Ärmel gegen den Körper.

Nun, ich hab das Ding trotzdem fertig gestrickt, weil ich mir dachte, dass es für Spaziergänge im Wald ja trotzdem brauchbar sein könnte. Hier nur schnell schnell etwas gedämpft und deshalb krumpelig.



Nun ja, wirklich angenehm zum tragen ist das Teil nicht. Das Verdrehte macht sich bemerkbar, man zuppelt dauernd dran rum, weil es sich einfach nicht richtig anfühlt. Die Ärmel machen natürlich durch den Zug auf das Armloch die drehende Form mit, sprich der eine läuft nach hinten, der andere nach vorn, weshalb sie auf den Fotos ungleich lang wirken, was sie aber nicht sind. Aber egal, da eh schon missraten, konnt ich damit ja auch gleich noch weiter testen und hab deshalb mal eine Stückgutfärbung im Topf ausprobiert.



Abgesehen davon, dass ich, für mich ungewohnt, nicht die Farbe gemischt hinbekam, die ich eigentlich wollte, ist das Ganze auch noch fleckig geworden... Das ist mein Anteil an Bockmist, was aber keine Rolle mehr spielt, da das Teil auch noch massiv eingegangen ist...
Gibts eigentlich auch ein Guinessbuch für Rekorde an versammelten Flops?

Für die Datenfreaks hier trotzdem noch die Detailangaben:
Modell a-simmetrie gestrickt in Gr. L
560g Zitron Trekking Tweed
die doppelt verstrickten Partien mit Nadel Nr. 4.5, die einfachen mit 2.75 verstrickt

Ich hab bewusst keinen Link gesetzt. Wer das Ding trotz allem stricken mag, findet es in Ravelry. Ich für meinen Teil hab damit endgültig genug von Ravelry-Anleitungen. Zuviele Amateure ohne Ahnung von Schnitttechnik, ein Jeder kann da Anleitungen verrösten, ob qualifiziert oder nicht, aber happige Preise dafür verlangen. Auf die Meinung und Bilder kann man sich genauso wenig verlassen wie auf die Kundenbewertungen in der Bucht.

Fotos täuschen, die, sofern überhaupt vorhanden, technischen Zeichnungen sind oft erst ersichtlich nach dem Kauf und entsprechen meist nicht mal wirklich der tatsächlichen Konstruktion. Jetzt im Nachhinein seh ich die Mängel dieses Teils auch auf den Bildern in Ravelry. Vorher hab ich trotz langem gucken und schauen mit meinem Schneiderinnenblick das nicht erkennen können, da jede von der Entwerferin bis zu all den Projekten einfach nur das Teil aus dem Schokoladewinkel präsentiert, ohne ehrliche Kritik... Schade, denn das wär doch durchaus ein wichtiger Faktor, der in einem Forum seinen Platz haben sollte.

Was waren das noch für schöne Zeiten, als z.B. die Verena oder früher die Nicole monatlich herauskamen, mit vielen tollen und schönen Modellen und professionell überarbeiteten Anleitungen. Technische Zeichnungen, die der Realität entsprachen und einem wirklich halfen, die richtige Wahl zu treffen.

Vielleicht bin zu kritsch und meine Ansprüche zu hoch. Nun, ich hab mein Fazit gezogen und schmeiss als erstes den Totalflop weg (sowas kann ich nicht mal verschenken) als zweites verräum ich meine Stricknadeln. Ich mach ich erst mal Strick Pause, muss Distanz bekommen, auf dass ich wieder auf meinen eigenen Weg zurück finde und mir das Stricken wieder Freude macht.

Bedanken möcht ich mich bei euch für die lieben Kommentare zu meinem Langweilerpulli. Der ist im Ansehen nun massiv gestiegen und ich trag ihn mittlerweile sogar sehr gern. ;-)

Interessieren würde mich, ob ich die einzige bin, die sich über diese Entwicklung betreffend Strickanleitungen ärgert oder ob es andern auch so geht. Seid ihr mit den Endergebnissen tatsächlich immer so zufrieden, wie es auf den Blogs rüber kommt?

Freitag, 13. Dezember 2013

Bünzli-Pulli

Grün ist die Hoffnung - heisst es...
Tja, die kann sich aber sehr schnell verflüchtigen.



Eigentlich wollt ich ein pfiffiges kurzes Pullöverchen stricken, fabriziert hab ich einen bünzlig langweiliges Teil.



Den ursprünglichen Plan eine breite gemusterte Patte am Hals zu stricken musste ich verwerfen. Denn trotz der farblich relativ einheiltichen Färbung kam kein Muster zur Geltung und all meine Versuche waren vergebliche Müh. So hab ich halt das biedere bünzlige Teil komplettiert mit simplen Rippen.



Und um das Ganze vollständig zu machen, verhalten sich auch noch die Kanten störrisch. Italienischer Anschlag und nur eine Reihe eins links eins rechts hab ich schon ganz oft als Kante gestrickt, was sich bisher als gute Lösung für Teile ohne Bündchen erwies. Hier aber klappt sie mir nach hinten um. Vielleicht hättt ich altmodische Bündchen stricken sollen, dann wär das Ding zu hundert Prozent bieder geworden...

Grün empfind ich mittlerweile nicht mehr als die Farbe der Hoffnung, zumindest strick- und kameratechnisch. Die dunkle Färbung strapazierte meine Augen und die Kamera weigert sich die Farbe korrekt abzulichten. Auch sieht man dem Bünzliteil nicht an, wieviel Zeit es mich gekostet hat. Das Vorderteil hab ich komplett zweimal gestrickt - weil mir Strickmusterfehler im unteren Teil zu spät aufgefallen sind und das auskorrigieren durch herunterlassen und rauf häkeln der Maschen partout nicht klappen wollte. Die Ärmel haben mehrere Anläufe gebraucht bis sie meinen Ansprüchen genügten...
Alleine das wär nervenaufreibend genug gewesen. Aber da ich mit drei Knäueln im Wechsel gestrickt habe, war auch das aufribbeln sehr zeitaufwendig.
Nun, er ist fertig und ich werd ihn auch bestimmt tragen. Ist aber mit Abstand das langweiligste Teil, was ich je gemacht habe. Der Pulli wiegt 400g, gestrickt aus Zitron Trekking mit Nadel Nr. 3.25.

Während das Pullöverchen nach dem Auswaschen trocknete, hab ich noch schnell ein paar Stinos gestrickt.



Tja, einmal mehr der Beweis, dass Färbungen, die als Strangen toll aussehen keineswegs verstrickt schöne Wirkung entfalten. Ganz im Gegenteil, ich finds einfach nur grauslig. Die Farben sind längst nicht so bunt, wie die Kamera hier vorgaukelt, sondern grün mit abartigen Farben dazwischen und derartige Wolle kriegt man nun wirklich bei Hinz und Kunz, dafür brauch ich nicht stundenlang am Färbetopf zu stehen. Nun denn, in Stiefeln stiehts ja keiner.

Irgendwie hab ich grosse Lust die Stricknadeln, Spinnräder und Kardiergeräte samt Wolllager zum Fenster raus zu werfen... den Färbetopf samt Farben hinterher...